Von 1949 bis 1978 führte er die Pfarre Rabenstein und war damit längst dienender Seelsorger in der jüngeren Pfarrgeschichte. Sein Wirken, das auch in die Jahre des Wiederaufbaues von Österreich fiel, war von vielen pfarrlichen Neuerungen gekennzeichnet.
So erfolgte bald nach seinem Amtsantritt eine umfassende Außenrenovierung der Pfarrkirche, wie sie sich in ihrem Aussehen bis heute zeigt. Große Mühen steckten auch in der Beschaffung neuer Glocken, welche unter der Mithilfe der opferbereiten Bevölkerung angeschafft werden konnten (Glockenweihe 1953). Jahre später erhielt das Innere der Pfarrkirche eine umfassende Sanierung.
P. Robert Docekal ging es aber nicht nur um äußere Renovierung, ebenso großen Wert legte er auch auf die „innere Erneuerung“ seiner Pfarre, die er mit großer Energie vorantrieb. Das religiöse Leben war noch einige Zeit von der Kontrolle der Besatzungsmacht begleitet und entwickelte sich erst langsam. Dazu schuf P. Robert viele Glaubensangebote und förderte die Gründung religiöser Laienorganisationen nach Kräften.
Er selbst zeigte unermüdlichen Einsatz, indem er zu den zahlreichen Tätigkeiten in der Pfarre selbst auch im Religionsunterricht - allein und in allen Klassen der Volksschulen Rabenstein und Tradigist - als Katechet wirkte. Sorgfältig vorbereitete Hochfeste des Kirchenjahres gehörten ebenso zu seinen Aufgaben wie die mehrmaligen Gottesdienste im Wochenverlauf und an Sonntagen; dazu kamen zahlreiche Taufgespräche und Ehevorbereitungen (wie sie vor Jahrzehnten üblich waren). Seinen priesterlichen Beistand mit Versehgängen konnte man bei Lebensgefahr zu jeder Tages- und Nachtstunde erhoffen.
Selbstverständlich erledigte er Amtsschriften wie Matriken, Pfarrchronik und den pfarrlichen Schriftverkehr persönlich, mit dem Pfarrkirchenrat wurden die Finanzen der Pfarre verwaltet. Eine wesentliche Entlastung bedeutete schließlich der Eintritt von Frau Karoline Puhl in den Pfarrdienst im Jahr 1958.
Zu dieser Zeit wurde auch der Landwirtschaftsbetrieb, den die Pfarre bis in die 1950er Jahre selbst führte, aufgegeben und die Gründe verpachtet. Die hohe Beanspruchung zehrte im Laufe der Jahre dann doch sehr an den Kräften des Seelsorgers, der sich trotzdem nur ungern vertreten ließ.
Die letzte große organisatorische Herausforderung war die erwähnte Innenrenovierung von 1968/69, die die Kirche in neuem Glanz erstrahlen ließ. Die Bestimmungen des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965), die in den Folgejahren auch auf diözesaner und pfarrlicher Ebene umzusetzen waren, verlangten von P. Robert Docekal ebenfalls ein hohes Anpassungsvermögen. Gerne nahm er dann schließlich die Hilfe des ihm 1976 zur Seite gestellten Kaplans P. Paulus Müllner an, der ihm 1978 als Pfarrer nachfolgte. Bereitwillig trat er „in die zweite Reihe“ und unterstützte den neuen Seelsorger durch Messfeiern oder in der Pfarradministration. Wie gut er mit dieser Situation zurechtkam, beweist seine so treffende Darstellung der neuen Verhältnisse: „Ich muss abnehmen, er muss zunehmen.“
Wer P. Robert Docekal näher kannte, wusste um seinen feinen, intelligenten Humor und auch, dass er Bücher über alles liebte, die im Laufe der Jahre zu einer kleinen Privatbibliothek anwuchsen. In ihnen suchte und fand er Entspannung, die er oft dringend nötig hatte. In ihnen holte er sich aber auch neues Wissen, das er sich laufend aneignete und um das er immer bestrebt war.
Dem oft Verkannten wurden erst in späteren Jahren hohe Auszeichnungen zuteil: als „Geistlicher Rat“ der Diözese St. Pölten und die Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Rabenstein. Befragt, wie er sich die zunehmende Anerkennung in Pfarre und Gemeinde erklären könne, antwortete der immer bescheidene Priester: „Ich habe stets versucht ein Leben auf dem Kurs der Mitte zu führen.“
In den Nachmittagsstunden des Samstags, 28. Juli 1984, als der Messkelch zur Vorabendmesse von ihm schon vorbereitet worden war, hat der Ewige Hohepriester seinen treuen Diener P. Robert Docekal heimgeholt.
Mag. Roman Daxböck
Rabenstein, im Juli 2024